Theodor Rütter
Tierrecht ist Menschenpflicht
10 Thesen
Die zehn Thesen deuten Punkte auf der Grundlinie unterschiedlicher Vorträge an, die in den beiden letzten Jahren gehalten und im jeweiligen Plenum diskutiert worden sind, immer unter dem Titel Tierrecht ist Menschenpflicht. Dieses Motto ist eine ethische Folgerung aus dem erkenntniskritischen, jedoch oft als frevlerische Anmaßung missverstandenen Grundsatz des Protagoras (gestorben 410 vor Christus auf der Flucht aus Athen nach seiner Verurteilung wegen Gottlosigkeit): „Der Mensch ist das Maß aller Dinge, der seienden, dass sie sind, der nichtseienden, dass sie nicht sind“. Mit Mensch sind wir alle als je Einzelne gemeint. Und mit Maß ist hier das zwar begrenzte, aber gegenüber nichtmenschlichen Lebewesen größere Ausmaß des menschlichen Erkenntnisvermögens gemeint. Aus diesem inneren Vermögen, so wird hier gefolgert, können wir Menschen heute den Kampf um das Recht der Tiere als unsere Pflicht erkennen. Nun die zehn Thesen in kürzester Fassung:
1
Natürliche Evolution
ist ihrer selbst ansichtig geworden
in der hirnorganisch höchst entwickelten tierlichen Gattung
die sich in unserer Sprache als menschlich bezeichnet
und auf die weitere Evolution zunehmend stärker einwirkt.
2
Die Einzelwesen menschlicher Gattung
sind angelegt auf kritische Selbstvergewisserung
das heißt, auf Gewissen
oder mit anderem Wort, auf praktische Vernunft
das höchste Erkenntnisvermögen
zu jeglichem Handeln.
3
Vermöge seiner Vernunft
erkennt der Mensch sich selbstkritisch als
Primus der Primaten
Absonderling der Natur
Dornenkrone der Schöpfung
Geißel seiner Mitgeschöpfe
Herrentier größter Grausamkeit.
4
Das Leiden der Tiere durch Menschen
massenhaft und immer noch weiter zunehmend
unter der weltweiten Diktatur des Profits
ist für das Gewissen
der zur natürlichen Gemeinschaft aller Geschöpfe erwachten Menschen
eine unerträgliche Last.
5
Praktische Vernunft
in der Stimme des Gewissens
fordert kategorisch
eine radikale Wende unserer Grundeinstellung zu den Tieren.
6
Zur Wendung der Not von der Wurzel aus
also notwendig radikal
ist die Umwendung
weg von der Nutzung der Tiere
hin zur Achtung der Tiere.
7
Achtung der Tiere
ist die Anerkennung ihres Grundrechts auf ihr Leben
ihrer Gattung und Art gemäß
und daraus abgeleiteter spezifischer Rechte
gegenüber den Menschen.
8
Diese Anerkennung
ist zur praktischen Geltung zu bringen
durch Gesetzgebung
in der die Rechte der Tiere gegenüber den Menschen
als Pflichten der Menschen gegenüber den Tieren
einklagbar festgelegt sind.
9
Das Grundrecht eines Tieres gegenüber dem Menschen
hat seine Grenze erst dort
wo das Tier das Leben des Menschen bedroht.
10
Der friedliche Kampf um die Rechte der Tiere
ist letztlich ausgerichtet auf
ein wenn auch wohl nie vollends erreichbares Ziel
und dennoch notwendiges Ideal
aus praktischer Vernunft:
Befreiung der Tiere von Menschen.